Reportage: Zeitumstellung in der Andreaskirche in Erfurt

  1. Reportage: Zeitumstellung in der Andreaskirche in Erfurt

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Diesmal können Sie sich ja ganz besonders auf den Sonntag freuen. Ich sag nur: Eine Stunde länger schlafen! Die Uhren werden nämlich wieder zurückgestellt.

Bei der über 100 Jahre alten Turmuhr in der Andreaskirche in Erfurt geht das gar nicht so einfach. Das zeigt uns Hausmeister Hans-Jürgen Willert …

(Atmo: Holztreppe hochsteigen …)

… Und es sind jedesmal von ganz unten bis hierher 74 Stufen.

Gut, dass Hausmeister Hans-Jürgen Willert direkt neben der Kirche wohnt. Denn die Andreaskirche hat noch ein richtig altes, mechanisches Uhrwerk, gebaut etwa im Jahr 1900, um das er sich fast jeden Tag kümmern muss.

Das ist halt jetzt ein sogenanntes 1-Tage-Uhrwerk. Läuft aber aufgrund der Länge des Turms ein bisschen länger als ein Tag, dadurch brauch ich nur fünf Mal die Woche hoch.

Das Uhrwerk ist etwa einen Meter breit, 30 Zentimeter hoch, 40 Zentimeter tief und hat sehr viele Zahnräder. Und bis runter ins Erdgeschoss hängen an langen Drahtseilen drei Gewichte. Und an die muss Hans-Jürgen Willert fast täglich Hand anlegen …

Dann haben wir hier eine Kurbel zum Aufziehen. … Dann wird das Gewicht hochgezogen wieder. (Atmo: Hochziehen)

So kann das Pendel ohne Unterbrechung einmal pro Sekunde schwingen.

Das Pedel ist ein Meter lang. ’n Ein-Meter-Pendel ist immer eine Sekunde.

Außer an diesem Sonntag. Dann muss der Uhrenliebhaber das Pedel eine Stunde lang von Hand anhalten.

(Atmo weg!)

Denn rückwärts drehen kann man nicht. Und auch im Frühjahr, wenn die Sommerzeit wiederkommt, muss er mit viel Liebe Stück für Stück die Uhr einstellen:

Wenn wir die Uhr ’ne Stunde vorstellen, muss ich dann wirklich bis zu dem Viertel­stunden-Schlag erstmal drehen, dann muss ich den Schlag abwarten (Atmo: Dong!) und dann weiterdrehen. Die Mechanik funktioniert doch immer nur nacheinander. Und wenn ich da einfach schnell drüberdrehe, dann hat die nicht geschlagen, aber die Zeit ist anders. Also stimmt der Schlag mit der Uhrzeit nicht überein.

Aber jetzt am Sonntag muss er also nur eine Stunde lang warten. Wenn er gut drauf ist, steht Hans-Jürgen Willert dafür sogar extra in der Nacht auf.

Wenn man so’ne Uhr betreibt, dann muss sie auch funktionieren, sonst beschweren sich die Leute.
(Atmo: 3 mal läuten)

Stefan Erbe, Evangelische Redaktion

(Atmo: 1 mal läuten)