Schattenbericht 2015 der Nationalen Armutskonferenz

  1. Schattenbericht 2015 der Nationalen Armutskonferenz

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Armut ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen – das schreibt die nationale Armutskonferenz in ihrem neuen Bericht. Es ist höchste Zeit für eine echte Sozialpolitik, erklärt Sprecher Michael David:

Wir gehen davon aus, dass ⅕ der Bevölkerung in Deutschland von Armut betroffen sind. Einmal sind das die relativ Einkommensarmen. Auf der anderen Seite sind es noch welche, die stark überschuldet sind, sich kein gutes Essen leisten können, und es ist eine große Menge der prekär Beschäftigten dabei.
⅕ aller, die in Deutschland einen Arbeitsplatz haben, können trotzdem nicht von ihrer Arbeit leben.

In der nationalen Armutskonferenz sind Verände und Kirchen zusammengeschlossen. Seit ihrem ersten sog. Schattenbericht von 2012 hätte sich eigentlich etwas ändern müssen, sagt Michael David:

Wir haben eine gute wirtschaftliche Lage erlebt. In dieser Situation ist es aber nicht dazu gekommen, dass die Armut in Deutschland abgenommen hat. Zwar sind mehr Leute in Arbeit vermittelt worden, das waren aber diejenigen Personen, die eh schon sehr nah am Arbeitsmarkt dran waren.

Es gebe immer noch keine funktionierende Hilfe für Langzeitarbeitslose. Die Zahl der Wohnungslosen sei in drei Jahren um 18 % gestiegen, gleichzeitig gibt es weniger Sozialwohnungen, sagt David. Auch das Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung habe die Situation für Kinder nicht verbessert.

Es gibt sehr engagierte Kommunen, die sehr unkomplizierte Antragsverfahren haben.
In anderen Kommunen muss ich jede einzelne kleine Leistung einzeln beantragen und wieder abrechnen.

Zu kompliziert und schlecht für die Kinder. David erklärt, dass 20 % von ihnen inzwischen in einkommensarmen Familien leben. Die nationale Armutskonferenz fordert deshalb dringend Reformen. Das fällt nun mit Hilfen für die Flüchtlinge zusammen, ja. Aber das sei vielleicht die Chance, dass die Politik nun die Augen nicht mehr verschließt.

Menschen, die hier in Armut leben, können so nicht weiterleben, und bei den Kriegen, die wir weltweit erleben, drängen auch immer mehr Menschen hierher. Aber diese Menschen haben Potentiale, sowohl die Hartz-IV-Empfänger als auch die Flüchtlinge, die kommen. Und ich bin zuversichtlich, dass man jetzt erkennt, dass es darauf ankommt.

Stefan Erbe, Evangelische Redaktion