Ein Marketingfachmann verkauft Politik wie Softdrinks in der Werbung, stürzt so einen Diktator und verhilft einem Land in die Demokratie. Klingt komisch, ist aber so passiert: In Chile 1988.
Der Film „¡No!“ zeigt auf ungewöhnliche Weise und mit spitzem Humor, dass Demokratie eine Freude ist.
Urrutia: Wenn ihr glaubt, dass ich mich da hinstelle und der versammelten Koalition erzähle, dass unsere Kampagne auf Witzen basiert, | dann seit ihr vollkommen verrückt, | das erscheint mit respektlos. | Und ich sage denen: Die Freude ist unser Konzept?
René: Warum nicht?
Bisher hat der junge, erfolgreiche Werbefilmer René vor allem coole Getränke vermarktet. Jetzt soll er eine Kampagne für die unterdrückte Opposition in Chile realisieren. – Und eckt damit erst mal an:
Compañera: Compañero, glauben Sie, dass das, was in Chile geschieht, erfreulich ist?
René: Nein, das Ganze erschüttert mich natürlich genauso wie Sie alle hier. Nur ich denke, dass sich das nicht verkauft.
Das ist übrigens nicht ausgedacht, sondern 1988 wirklich passiert: Als der internationale Druck auf den chilenischen Diktator Augusto Pinochet zu groß wird, muss er eine Volksbefragung durchführen: ¡Si! oder ¡No! – Ja oder Nein zur Herrschaft Pinochets.
Gerade mal 15 Minuten Wahlwerbung am späten Abend gibt es für die Opposition.
Urrutia: Das ist die Gelegenheit für uns, die Diktatur zu stürzen.
Musik Chor …
Und dann erfindet Werbefilmer René eine ¡No!-Kampagne, mit der niemand gerechnet hat:
René: Wir verwenden die Ästhetik und die Sprache der Werbung, die universell ist, vertraut, attraktiv, optimistisch. Und wir verbinden sie mit einem politischen Konzept.
Fröhliche Lieder, schöne Bilder, ein Regenbogen als Logo, lachende und feiernde Menschen: Werbung für eine bessere Zeit nach der Diktatur.
Das ist keine Kampagne mehr, das ist eine Staatssache.
Regisseur Pablo Larraín (Larra-in mit Zungen-R) hat einen Film geschaffen, der mit trockenem, subtilem Witz eine wahre Geschichte aus einem besonderen Blickwinkel erzählt. Gedreht mit Videokameras aus den 80er Jahren, die Fiktion und echte Archivbilder verschwimmen lassen. Er zeigt damit die Kraft zu Neuanfängen, und die Jury der Evangelischen Filmarbeit wählt ihn zum Film des Monats März 2013.
Alberto: Die Freude an sich ist erfreulich.
¡No! – im Kino.